Montag, 30. November 2009
Manchmal verliert man...
... und manchmal gewinnen die Anderen.
Zumindest was das Wetter angeht war heute so ein Tag. Ich habe selbstverstaendlich zu den verlierern gehoert.
Die Bienenvoelker kommen nach der Bestaebungsarbeit wieder aus den Kiwi- und Avocadoplantagen heraus und muessen gecheckt werden. Die guten Voelker koennen dann den begehrten Manukahonig an der suedlichen Ostkueste sammeln und die schlechten Voelker bekommen etwas Zeit um sich zu erholen.
Diese Checks sind erstaunlich anspruchsvoll. Es kommt nicht nur auf die Bienenmenge, sondern auf Brut, Pollen, Nektar und die Koenigin an. Im Normalfall muss man den kompleten Hive auseinander nehmen, um alle wichtigen Fragen zu beantworten. Heute haben wir, zu dritt, grademal 200 Bienenvoelker gecheckt. Das heist 10 Stunden im Nieselregen stehen, dabei wird man von Minute zu Minute naesser und sehnt sich mehr nach einer warmen Dusche.
Am Abend musste ich dann noch ein paar Voelker durch die Gegend schleppen. Auf jeder der Palletten sind vier Bienenvoelker, wenn wir ueber den Tag rausfinden, dass zwei davon zu schlecht sind, muessen diese am Abend gegen Gute ausgetauscht werden, um nur ertragversprechende Voelker an die Ostkueste zu bringen. Die Voelker wiegen teilweise mehr als ich und das kann nicht gesund sein so schwere Dinge allein zu heben. Ich habe Neil gestern nach der Aktion erklaert, dass ich die Hiveumstellerei nicht weiter machen moechte und das hat er dann auch eingesehen. Jetzt werde ich zwei Neulinge im Hiveshifting trainieren und dann bin ich aus der Nummer raus. Noch mal Glueck gehabt.
Aber diese schweren Tage sind zum Gleuck eher die Ausnahme.
Montag war dagegen ein wundervoller Tag, die Sonne schien und wir hatten Lunch an einem kleinen Bachlauf. So koennte das Leben noch eine Weile weiter gehen. Inzwischen habe ich mich auch mit Neil angefreundet und mit dem Chef ab und an mal einen Kaffee zu trinken kann nicht verkehrt sein.
Umso besser alles funktioniert, um so schneller verfliegt die Zeit und das ist eigentlich nicht gut.
Ich habe nur noch drei Wochen in Tauranga, dann gehts wieder nach Opotiki zu Allan und Barbara.
In diesem Sinne lassts euch gut gehen.
Michael
Bild 1
Kiwipollen vs. Stechginsterpollen
Fuer alle, die noch nie eine neuseelaendische Bienenkoenigin gesehen haben hier eine kleine Abbildung. Das Bild ist nicht wirklich gut geworden, ich versuche naechste Woche ein besseres zu machen.
Ein sonniger Montagmittag im Schatten einer, sich im Wind wiegenden, Weide.
Reh im Nebel
Moeglicherweise der Weihnachtsbraten meiner Eltern.
Dann moechten sich die Neuseelaender aber beeilen.
Der regnerische Dienstag; ein wirklich unangenehm anstrengender Tag
Montag, 23. November 2009
Honey Honey Honey
Bild1
Kyle und der Torpedo des Kontikis
Laytin (Kyles Sohn) in seinem Sandschiff
Immer wenn eine Welle kam, hat er sich gefreut, dass alle anderen nasse Fuese bekommen nur er nicht.
Laytin und das Meer
Ich wurde hoechstpersoenlich zu seiner Geburtstagsfeier am Sonnabend eingeladen.
Kyle hat bestimmt nicht nur Icetee und Saft kaltgestellt...
Badeerlebnis im kalten Gebirgsbach
meine Augen sind noch etwas angeschwollen von den ganzen Bienenstichen aber das kuehle Wasser hilft
Ich glaube nicht jeder hat eine Arbeit die ihm solche kleinen Freuden erlaubt.
Wie versprochen werte ich zunaechst die Kontikiangelei aus. Nach zwei oder drei Stunden haben wir die lange Leine wieder eingeholt. Bis kurz vor Ende der Schnur hatten wir nur eine Paddelkrabbe am Haken.
Mit den letzten Metern der Agngelschnur fing Kyle einen 19jaehrigen Deutschen. Da das Schnureinholen elektrisch funktioniert und nicht leicht aufzuhalten ist, musste ich dann relativ zuegig der Schnur folgen, um den Haken nicht aus dem Fus gerissen zu bekommen. Ich hab es ueberlebt.
Es macht mich ein Wenig gluecklich, dass man mit einer 2000 Dollar Ausruestung (Kontiki) auch nicht mehr faengt als mit einer geliehenen Meeresangel.
Wir hatten trotzdem einen lustigen Tag am Strand und das ist ja bekanntlich die Hauptsache.
Nun wieder zur manchmal harten und anstrengenden Alltag.
Der Dontag war eigentlich noch ganz ok. Am Abend habe ich wieder einen Bienenstich ins Auge bekommen, wie die zwei letzte woche.
Der gestrige Bienenstich war noch nicht wieder abgeschwollen, da sticht mich doch so ein Tierchen ins andere Auge.
Die ersten vier Stunden des Arbeitstages konnte ich ueber die lustig gemeinten Bemerkungen meiner Arbeitskollegen nur wenig lachen.
Dann wurde es so warm (annaehernd 30 Grad), dass die Schwellungen in meinem Gesicht quasi verdunstet sind. Ich habe ueber drei Lieter Wasser ausgeschwitzt. Ein anderer Arbeiter war so stark dehydriert, dass er kurz vor Ohnmacht stand.
Diese Temperaturen und dann auch noch arbeiten, dass macht nicht immer Spas.
Nachdem der erste Truck bis an die Grenzen der Belastbarkeit beladen war, gabs ein Sandwich im Schatten und ein kuehles Bad im Gebirghsbach. Dann war die Welt erstmal wieder in Ordnung.
Gestern und heute haben wir zusammen ueber 18000 Kilo Honig geerntet. Ich muss dazu sagen, dass wir in einem sechs Personen Team arbeiten.
Irgendwie beeindruckend, wenn man am Ende des Tages sieht, was man da in den paar Stunden so bewegt hat.
Morgen wirds hoffentlich nicht so warm.
bis denn Michael
Freitag, 20. November 2009
Regen und mehr Meer
Man mag es nicht glauben aber auch in Neuseeland kann es regnen. Eigentlich sollte es an diesem Tag einen Thunderstorm geben, aber der blieb leider aus. Die unwetterartigen Regenfaelle haben aber auch vollkommen ausgereicht. Ich war noch zu sehr mit den Bienen beschaefftigt, um mich in einen Ganzkoerperanzug zu huellen. Innerhalb von Minuten war ich bis auf die Haut nass. Von morgens 9:00 bis abends 17:00 Uhr durfte ich dann in nassen Sachen weiterarbeiten. Ein toller Tag sag ich euch!
Am naechsten Tag war die Welt wieder in Ordnung. Dann friemelt man die ganze Zeit an Bienenvoelkern rum, um die Hives bluehen Margeriten und andere Bluemchen, die Sonne scheint und man verbringt ein paar ganz vergnuegliche Stunden in der Natur.
Morgen werde ich mit Kyle, einem Nachbarn von Philip, angeln gehen. Allerdings nicht stupides normales Meeresangeln. Wir werden ein Kontiki benutzen (angeblich eine neuseelaendische Erfindung. Dabei wird ein kleiner Torpedo an eine zwei Kilometer lange Angelschnur geknotet und ins Meer gelassen. An der Schnur befinden sich hundert Haken, also faengt man evetuell auch mehr als zwei oder drei Fische.
Morgen gibts dann auch Bilder von den gigantischen Faengen oder zumindest vom Kontiki.
Lassen wir uns ueberraschen...
bis denn
Michael
Sonntag, 15. November 2009
Einmal mit den falschen Maedels angelegt...
Oh man, der Arbeitstag war eigentlich schon fast rum. Wir haben nur noch ein paar Tonnen Honig durch die Gegend gekarrt, da faellt mich doch eine wildgewordene Biene an und sticht genau unter mein Auge.
Wenige Minuten spaeter begann das ganze Auge anzuschwellen. Ich denke mal morgen werde ich als Einaegiger herum laufen muessen. Mein Papa weis, dass diese Bienenstichschwellungen im Gesicht ueber Nacht eher schlimmer als besser werden.
Aber damit werde ich mich gut in die Reihe der restlichen Halbinvaliden eingiedern. Sarah fiel letzte Woche vom Truck und hat nun einen angebrochenen Knoechel, Philip hat sich vor einigen Wochen zwei Fingerspitzen selbst amputiert und die anderen Jungs haben nur eine gewoehnliche Grippe.
Ich hoffe mich erwischen nur Bienen und keine anderen unheilvollen Krankheiten.
Es ist schwierig das richtige Mas zwischen gewissenhaftem und schnellem Arbeiten zu finden aber ich glaube ich hab es gefunden.
Et kütt wie et kütt et hätt noch immer jut jejange!!!
In diesem Sinne schlaft schoen, wenn ihr den gefahrvollen Montag ueberstanden habt... ;-)
Michael
Freitag, 13. November 2009
Die Arbeit wird anstrengender
Bild1
Diese Firma produziert ein Prozent der weltweiten Papiernachfrage. Ne ganze Menge was?
2
Philip mit lustigem Papierhut
3
Der andere Philip entzuendet seinen Smoker, um die Bienen zu beruhigen.
4
Serenity/ Ryan's Tochter
wirklich ein lustiger Hagen-Ersatz
Gestern war der erste Tag, an dem ich nicht mehr in der Lage war am Nachmittag Tennis zu spielen. Die Arbeit war so anstrengend, dass ich am Abend auf Ryans Couch waehrend der "Herr der Ringe Trilogie" eingeschlafen bin.
Wir haben an diesem Tag 4800 Kilo Honig aus den Bienenvoelkern genommen. Den Bienen geht es in Neuseeland eindeutig zu gut. Wir haben letzte Woche einige Tausend Hives fuer die Bestaeubung in den Kiwiplantagen vorbereitet. Gestern sollte eigentlich der letzte Check stattfinden, dabei mussten wir feststellen, dass alle Voelker voll Honig sind und damit kein Platz mehr fuer die benoetigte Brut da ist. Einer der Worker nannte es ein "economical disaster". Also haben wir gestern 160 Boxen Honig geerntet und den Voelkern leere Raehmchen gegeben. Jede Box enthaelt 30 Kilo Honig, da kommt man bei den sommerlichen Temperaturen ganz schnell ins schwitzen.
Also ihr merkt, mir gehts gut. Ich amuesiere mich, wenn die Arbeiter sich ueber Fehlentscheidungen vom Chef aufregen, aber vieleicht hat der auch einfach die Situation falsch eingeschaetzt. Neil hat scheinbar nicht mit einem so massiven "honey flow" gerechnet.
bis denn
Michael
Montag, 9. November 2009
Erste Erwaehnung in den Medien
Heute wurde das erste Mal in den neuseelaendischen Medien ueber mich berichtet. ;-)
In DEM neuseelaendischen Imkermagazin "The New Zealand BeeKeeper" stand folgender Artikel:
AB-SO-LUTE-LY POS-IT-IVE-LY WET WET WET.
For the first time in many years we have had more than our share of rain in September/October. Getting hives out of sites for gold kiwifruit pollination was the first challenge, placing them in orchards the next. Some orchards look more like a ploughed-up maize field by the time we finished. The only person who enjoyed the whole experience was a young beekeeper from Germany. He found it more exciting than a roller coaster! But then he was also delighted when the call came for swarm busting.
...
Barbara Pimm
Cool oder?
Gestern hab ich Allan und Barbara mal angerufen, ich kann schon vor Weihnachten zu ihnen fahren. Schoen oder? Also werd ich nach meinem letzten Arbeitstag (20.12.), direkt nach Opotiki fahren. Ich freu mich schon sehr drauf. Weihnachten werden wir dann bei Allan`s Bruder verbringen.
Bild 1
Philip mit dem Firmenauto an einem Bienenstandort
Bild 2
Kleebluehte auf der Rueckseite der Bluehte sitzt die Biene die ich fotografieren wollte
Bild 3
Fingerhut soweit das Auge reicht
Bild 4
Reichlich frischer Honig laeuft in die Wabengassen, wenn der Deckel von den Hives abgenommen wird. Die Bienen versuchen den Honig wieder einzusammeln, doch es ist einfach zu viel. Dann kommt der Imker ins Spiel.
Zoomt etwas naeher heran, dann koennt ihr die Ruessel besser sehen.
Zu den novemberlich trueben Gruesen, die mich aus Deutschland erreichen, kann ich nur sagen: Hihi ihr armen Schweine!
In Neuseeland sollte es jetzt erstmal nicht waermer werden, sonst verliere ich die Lust am Arbeiten. Wir hatten heute wieder ueber 20 Grad und strahlenden Sonnenschein. In Deutschland wuerden wir das Sommer nennen, aber die Kiwis nennen es Fruehling.
Dazu kommen noch die wirklich tollen Plaetze, die wir als Imker jeden Tag aufsuchen duerfen. Da fliesen kleine Baeche durch gruene Wiesen, dazu summen Bienen in bluehenden Baeumen. Es ist eben so wie man sich Neuseeland vorstellt...
Schoen!
Lasst euch nicht aergern
bis die Tage
Michael
Sonntag, 8. November 2009
Stockcar-Rennen
Da ich ansonsten am Samstagabend nichts zutun hatte, bin ich zur Eroeffnung der Stockcarsaison gefahren. Diese Rennen sind verdammt kurz, deshalb finden an so einem Abend immer gleich 20 Wettbewerbe in unterschiedlichen Klassen statt. Die meisten dieser Karren sind hoellisch laut. Dazu kommt es in fast jedem Rennen zu Uberschlaegen und Karambolagen. Bei jeder gefaehrlichen Aktion geht ein Raunen durch das Publikum. Also eigentlich eine sehr spannende und unterhaltsame Sache. In den meisten Faellen koennen die betroffenen Insassen selbststaendig, nach dem Unfall, aus ihrem Auto aussteigen...
Wenn das Fahrzeug anfaengt zu brennen, kommt ein kleiner Gelaendewagen mit ein paar Feuerloeschern und die Sache ist erledigt. Nach jedem Rennen werden die Wracks von der Strecke geraeumt und die naechsten Wagen rollen zum Start.
Am Ende des Abends standen mehrere mir vollkommen unbekannte Sieger fest, aber ich glaube niemand kennt diese lebensmueden Fahrer naeher.
Also merkt euch fahrt niemals auf einer Schlammstrecke schneller als 100 Km/h.
Ich glaube naechstes Wochenende ist wieder ein Stockcar-Abend. Ich freu mich schon drauf.
bis denn
Michael
Samstag, 7. November 2009
fireworks
Nach dem spektakulaeren Stockcarrennen gab es ein Feuerwerk zu Ehren von Guy Fawkes. Dieser Mann hat 1605 einen Putschversuch gegen das britische Parlament unternommen und deswegen wird in Neuseeland eine ganze Woche lang jeden Abend Feuerwerk gestartet. Fragt mich bitte nicht warum... Selbst die meisten Kiwis wissen nicht warum dieses Ereignis so gefeiert wird.
Das gestrige Feuerwerk war auf jeden Fall gigantisch. Ich habe nie mehr Raketen in so kurzer Zeit in den Himmel steigen sehen. Ich glaube die 20 Dollar Eintritt haben sich gelohnt.
bis denn
Michael
Mittwoch, 4. November 2009
Neues Auto und viel zu viel Honig
Inzwischen habe ich mein erstes Gehalt bekommen. Von diesem gigantischen Geldbetrag habe ich mir gleich ein etwas sportlicheres Auto gekauft. Der Toyota hatte so seine Macken, also habe ich in solide italienische Handarbeit investiert. Mit der Farbe bin ich eigentlich ganz zufrieden, nun muss ich nur jeden Tag fleisig arbeiten gehen, um mir die Benzinkosten leisten zu koennen.
Bild 2 Jeder darf seine Hand mal in den Bienenschwarm stecken, dann wird aber weiter gearbeitet. Ich wusste vorher nicht, dass Schwarmbienen selten oder nie stechen. Das ist ein merkwuerdiges Gefuehl, wenn die eigentlich wehrhaften neuseelaendischen Bienen ploetzlich zu tausenden zahm auf der Hand laufen. Der Schwarm wog etwa fuenf Kilo, dass entspricht 50000 Bienen.
Auf den anderen Bildern sind ein paar Bienenvoelker zu sehen, die jeden Imker glueklich machen wuerden. Teilweise haben die Bienen jetzt im Fruehling schon ihren vierten Honigraum. In jedem Raum lagern 30 Kilo Honig, dass bedeutet in erster Linie viel Arbeit fuer den Imker, aber auch viel Honig den man waehrend der Arbeit essen kann.
Bis denn
Michael
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